Vertrauen

ist ein großes Wort, dachte ich. Vertrauen in mich, in meinen Gegenüber, Vertrauen in das Leben.

Seit das LiebeKind bei uns ist, begegnet es mir täglich.

Es begann schon damit, dass ich darin vertraute, dass bei der Geburt alles gut gehen wird. Man könnte auch meinen, in der Schwangerschaft hat man gute Verdrängungsmechanismen. Nein, die waren es nicht, ich habe immer, wenn mich die Angst davor überkam, darin vertraut, dass alles gut gehen wird. Es war ein Art von Urvertrauen, Geburten gehören zum Leben, sie sind natürlich und die Natur hat es genau richtig eingerichtet.

Nach der Geburt, als mir die große, verantwortungsvolle Aufgabe ein Kind groß zu ziehen, erst richtig bewusst wurde, musste ich in diesem Moment darauf vertrauen, dass auch das gut gehen wird.

Kurz nach der Geburt kam das Vertrauen darin,

dass das LiebeKind genug trinkt, es genug zunimmt, es ungehindert wachsen kann

dass wir vorsichtig genug mit diesem kleinen, zerbrechlichen Wesen umgehen,

dass es sich meldet, wenn ihm etwas fehlt,

dass es isst, wenn es Hunger hat, dass es schläft, wenn es müde ist,

dass es gesund ist, gesund bleibt, dass wir das Richige tun, wenn es krank wird oder ist,

dass es sich richtig entwickelt, das es zur richtigen Zeit die richtigen Dinge lernt,

dass ich erkenne, was es gerade braucht, was ihm fehlt, was ich für es tun kann …

Nach dem ein wenig Zeit mit dem LiebenKind vergangen ist, kommen neue Herausforderungen – wie weit kann ich dem LiebenKind vertrauen, dass es weiß, wie weit es gehen kann? Im wahrsten Sinnes des Wortes … lasse ich es seine ersten Krabbel-, Kletter- und Geh-versuche machen und schaffe ich es mich zurückzuhalten und zu vertrauen oder möchte ich ihm alles abnehmen und es vor Schaden bewahren? Bisher konnte ich dem LiebenKind oft vertrauen, wenn es neue Dinge erkundete, neue Wege gegangen ist. Es versucht jede Treppe hoch zu kommen, es versucht von seinem Sitz auf den Tisch zu klettern, es erkundet unsere Wohnung bis in den letzten Winkel, es erkundet Wege, Wiesen und Steine. Wir hatten bisher immer Glück bis auf ein paar wunde Knie und einer Beule ist noch nicht viel passiert.

Ich glaube auch daran, vertraue darin, dass unser LiebeKind, wenn es Dinge für sich versuchen, ausprobieren, entdecken, erkunden möchte, das auf seine Weise tut und dabei lernt, auf was es achten muss. Natürlich werden wir ihm Dinge erklären und zeigen müssen und es kann nicht alles ungehindert für sich entdecken, was zu gefährlich oder verletzend wäre.

Je größer das LiebeKind wird, umso schwieriger wird es vermutlich immer das richtige Maß an Vertrauen zu haben. Ich hoffe ich kann es mir so gut es geht bewahren.

Su Sann hat für mich ganz wunderbar ausgedrückt, wie ich es mir für mich und das LiebeKind wünsche:

Ich will für meine Kinder ein Hafen sein. Ein Seil was sie mit mir verbindet, sie Sicherheit und Geborgenheit nach einem Sturm bekommen, egal ob sie ein Segelschiff, Motorboot oder Dampfer sind, ich will sie nehmen und lieben wie sie sind, ich will ihnen Gelegenheit geben sich neu zu entdecken/entwickeln, ein neuer Lack oder ein schnellerer Motor. Ich bin gerne da, wenn sie ein Problem am Schiff/Boot haben, ich kann das mit ihnen reparieren. Ich möchte dieser Hafen sein, da ich mich bewusst für meine Kinder entschieden habe und gerne diese Verantwortung übernehme. Wenn ich meine Kinder diese Lebendigkeit ihrer Seelen (er)leben lasse, dann denke ich dass sie in ihrem Leben mit vielen Dingen zurechtkommen können. Immer häufiger fahren sie raus aufs mehr. Immer länger bleiben sie weg, doch ich bin IMMER da. Und irgendwann können sie selbst für andere ein Hafen sein…. so wie ich heute

Vertrauen ist immer noch ein großes Wort. Vertrauen in mich, in meinen Gegenüber, Vertrauen in das Leben.

Vertrauen in das LiebeKind*

Erbe

Seit das LiebeKind bei uns ist, weiß ich wie schwer ein Erbe wiegen kann.

Das Erbe wird in der Regel von den Eltern, Verwandten oder Vorfahren an die Kinder weitervererbt.

DUDEN: Bedeutungsübersicht – http://www.duden.de/rechtschreibung/Erbe

  1. Vermögen, das jemand bei seinem Tod hinterlässt und das in den Besitz einer gesetzlich dazu berechtigten Person oder Institution übergeht
  2. etwas auf die Gegenwart Überkommenes; nicht materielles [geistiges, kulturelles] Vermächtnis

Das Erbe ist also das Vermögen, das einem hinterlassen werden kann. Schön, wenn es so ist.

Leider gibt es da noch ein anderes Erbe, das viel schwerer wiegt.

Das nichtmaterielle Vermächtnis, das auf die Gegenwart überkommt. Meine Eltern sind beide noch am Leben und doch haben sie ihren Kindern schon einiges vererbt. Dieses Erbe war mir immer bewusst.

Seit das LiebeKind bei uns ist, ist es so deutlich wie nie.

Das Erbe, das wir von unseren Eltern mit bekommen, wiegt schwer.

Meine Eltern gehörten zu den Nachkriegskindern, sie wuchsen in der Zeit nach dem Krieg auf. Sie waren zu dieser Zeit noch sehr klein, aber ist nicht das die sensibelste Zeit? Die Zeit, wenn ein kleines Wesen gerade auf die Welt kommt, neu, nackt, hilflos. Sicher, es war keine leichte Zeit für ihre Eltern, aber es war auch keine leichte Zeit für sie. Es gab damals andere „Sitten“, es gab andere gesellschaftliche Regeln, an die man sich zu halten hatte.

Ich denke sie haben versucht ihr Bestes zu geben, so wie ich das auch tue … aber in vielen kleinen Situationen mit unserem LiebeKind erinnere ich mich an ähnliche Situationen aus unserer Kindheit und oft ist da dieses Gefühl: „So möchte ich das nicht für das LiebeKind.“

Ich würde jedem sagen, der mich danach fragt, dass ich eine schöne Kindheit hatte. Wir haben so viel Zeit draußen in der Natur verbracht, wir haben viel mit anderen Kindern auf der „Gass“ gespielt. Wir haben als Familie Urlaube und Ausflüge gemacht. Weihnachten, Ostern und Geburtstage habe ich in schöner Erinnerung – vermutlich habe ich sie mir auch etwas verschönt, mit jedem Jahr Erinnerung etwas mehr. Ich hatte viele schöne Momente.

Das, was unsere Eltern Erziehung nannten gehörte nicht dazu. Es gab so viele Situationen, die durch strickte Regeln, die vermutlich nie hinterfragt wurden, geprägt waren.

Ich kann nicht mal sicher sagen, wie weit es uns geschadet hat oder nicht – „Hat uns früher auch nicht geschadet, wir sind alle groß geworden …“

Mein inneres Gefühl, meine innere Stimme sagt mir, so möchte ich das nicht für das LiebeKind.

Ich habe nichts gegen Regeln, die das Zusammenleben erleichtern, Routinen, einen gleichmäßigen Tagesablauf, Ordnung in der Wohnung, den Schutz unseres LiebenKindes … aber nicht auf die Art und Weise, wie wir „erzogen“ wurden.

Regeln und Routinen sollten immer wieder hinterfragt werden, passen sie noch zur Situation? Passen sie noch zu uns? Ich bin zwar für mein LiebesKind verantwortlich und werde Entscheidungen für das LiebeKind treffen, aber ich möchte versuchen, dass das LiebeKind dabei im Mittelpunkt steht, seine Meinung äußern kann und wir versuchen eine gemeinsame Lösung zu finden. Bei unseren Eltern wurden die Kinder meist nicht gefragt, die Eltern entschieden.

Mir ist bewusst, dass ich durch meine eigene Kindheit geprägt wurde und vermutlich immer wieder in Situationen kommen werde, in denen ich automatisch mit einem alten, erlernten Muster reagieren werde.

Ich versuche möglichst viele Momente mit dem LiebenKind bewusst zu erleben, zu erspüren – was ist das Richtige für das LiebeKind, für mich und unsere Familie?

Ich versuche dieses schwere Erbe, das ich immer mit mir tragen werde, immer bewusst mit mir zu tragen. Mir immer darüber klar zu sein, welchen Einfluss es auf mich haben kann und im entgegenzuwirken, wenn es gerade fehl am Platz ist.

Sicherheit

Mit Sicherheit wird in den nächsten Jahren viel passieren.

Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, gab es da zahlreiche aufgeschlagene Knie, mal ein blauer Fleck oder eine Beule. Im Kindergarten wollte ich in meinem Leben einmal einen Gips und eine Zahnspange. Als mich ein Kind fragte, ob am Arm oder am Bein meinte ich damals noch: „Am besten beides.“ … was man als Kind erleben möchte, ist nicht immer sehr angenehm, wenn es wirklich eintrifft. Ich bin in Glasscherben gefallen und hab ich mir einen Arm gebrochen (1. Gips). Etwas später im Sportunterricht habe ich mir die Bänder am Sprunggelenk gerissen (2. Gips). Die Zahnspange hatte ich auch, in allen Ausführungen.

Wenn ich darüber nachdenke, würde ich das dem LiebenKind am liebsten alles ersparen. Auch wenn es für mich alles zum Leben gehörte.

Wie kann ich mein LiebesKind davor bewahren?

Wir achten auf Sicherheit bei uns zuhause. Wir haben Absperrungen an den Treppe und eine Kindersicherung am Putzschrank. Wir haben eine Broschüre über mögliche Unfallgefahren und unser Herd hat eine Sicherung. Und trotzdem: Wenn dem LiebenKind bisher ein Missgeschick passierte, dann mit Sicherheit immer da, wo wir keine Sicherung angebracht haben.

Kann ich mein LiebesKind den überhaupt schützen? Wie weit? Wie weit ist sinnvoll? Und wovor kann ich es vielleicht gar nicht bewahren?

Darf ich es den Husten- und Schnupfenviren in der Krabbelgruppe aussetzen, oder bleiben wir lieber zuhause? Ich habe mich für die Krabbelgruppe entschieden, da sich das LiebeKind so gerne unter den andern Kindern aufhält, sie beobachtet, mit ihnen spielt. Leider haben wir auch den Schnupfen mit nach Hause genommen.

Vor der ersten Beule konnte ich es auch nicht bewahren, weil es unbedingt ausprobieren wollte, ob es unter dem Stuhl durchkommt.

Wir haben auch immer Sonnencreme in der Wickeltasche dabei, doch das LiebeKind hat sich trotz eincremen beim Familienausflug seinen ersten Sonnenbrand zu gezogen.

Zum Glück hatten wir bisher nur kleinere Blessuren, die mittlerweile alle wieder verheilt und auskuriert sind.

Im Moment kämpft das LiebeKind mit seinen Zähnen, die gerade durch das Zahnfleisch brechen. Ab und zu hat es ein paar Fieberschübe und bei jedem überlege ich, ob ein Fieberzäpfchen schon angebracht ist und seine Beschwerden lindern könnte.

Bisher war bei fast allem, was unserem LiebeKind passierte, gar nicht die richtige Medizin, dass was wirklich half. Meist war das Wichtigste eine ausgiebige Umarmung, das LiebeKind im Arm halten, es trösten, einfach fest halten, seinen Schmerz mit ihm aushalten, für es da sein. Sogar bei den Zähnen ist das die beste Medizin. So findet es auch in den erholsamen Schlaf.

Vor allen Gefahren werde ich das LiebeKind nicht bewahren können, auch wenn wir uns über Sicherheitsgefahren informieren und uns auf bestimmte Situationen vorbereiten. Es kann immer passieren, das wir eine Fehler machen, unaufmerksam sind oder das LiebeKind ganz anders reagiert, als wir dachten. Wenn das LiebeKind etwas größer ist, wird es noch schwieriger, immer alle Gefahren im Blick zu behalten. Oder das LiebeKind im Blick zu behalten. Irgendwann wird es seine ersten eigenen Wege gehen, ohne uns.

Ich hoffe wir haben das LiebeKind bis dahin ausreichend auf mögliche Gefahren hingewiesen und es sensibel für seine Sicherheit gemacht.

 

Ich wünsche mir, meiner Familie, allen Familien und Kindern möglichst viel Sicherheit

ich möchte aber auch in mein LiebesKind und das Leben vertrauen,
dass wir vor größeren Gefahren geschützt sind und bewahrt werden

ich wünsche mir, mein LiebesKind trotzdem möglichst viele Erfahrungen machen zu lassen, auch wenn damit die Gefahr wachsen kann –
aber nur mit Vertrauen und eigenen Erfahrungen kann das LiebeKind wachsen.

Ich hoffe, dass ich meinem LiebenKind immer mit einer Umarmung
über Blessuren hinweg helfen kann.

Glücksmomente*

Dieser Beitrag wird heute noch nicht fertig und morgen auch noch nicht 🙂

Ich möchte hier die Glücksmomente* mit unserem LiebenKind sammeln und sie immer wieder ergänzen, wenn neue dazu kommen.

*  heute bestand das LiebeKind fast eine ganze Stunde nur aus Glück 🙂 wir haben das schöne Wetter genutzt und waren beim Baden. So schön zu sehen, wie er das Wasser, die Natur und die anderen Kinder genossen hat. Einfach plantschen, schauen, fühlen, erkunden, lachen, genießen

*

Rechtzeitig

Wir stehen zurzeit morgens recht zeitig auf – das heißt aber noch lange nicht, dass wir zu unserem Termin auch rechtzeitig kommen …

Das Wort rechtzeitig hat, seit das LiebeKind bei uns ist, eine völlig neue Bedeutung. Vielleicht sollte es wie die akademische Viertelstunde/das akademische Viertel auch eine „familiäre Viertelstunde“ oder besser gleich eine halbe Stunde geben!

Ich bin eigentlich ganz gerne pünktlich, meist sogar 5 oder 10 Minuten zu früh – früher! – heute?

Heute stehen wir recht zeitig auf, wir wickeln, wir frühstücken, räumen auf, wickeln eventuell nochmal, ich ziehe das LiebeKind an. Wir haben immer noch richtig viel Zeit, ich richte die Wickeltasche und lege das Vorsorgebuch und das Impfbuch dazu, da wir heute einen Kinderarzttermin haben. Der Kinderarzttermin lässt sich aber durch beliebige andere Termine ersetzen.

Wir haben immer noch viel Zeit, ich lasse das LiebeKind ein wenig spielen und beginne die Spülmaschine auszuräumen …

So langsam sollten wir los, aber es reicht eigentlich noch gut – ich suche Jacke und Schuhe vom LiebeKind und beginne es anzuziehen. Natürlich findet das LiebeKind es gar nicht gut, wenn es sein Spiel für Schuhe und vor allem Jacke unterbrechen soll. Es dauert etwas, langsam sollten wir wirklich los.

Da bemerke ich es … wir können noch nicht los, wir müssen nochmal wickeln …

Das gefällt dem LiebeKind überhaupt nicht, erst Jacke anziehen und jetzt alles wieder ausziehen? Ich lasse die Jacke an, es soll ja schnell gehen. Wie viel Uhr ist es eigentlich?

Das LiebeKind sträubt sich, es möchte lieber aufstehen, als eine neue Windel. Und es möchte lieber spielen als ruhig zu liegen oder stehen. Ich habe es fast geschafft! … Nein, wir brauchen wohl nochmal eine neue trockene Windel …

Ich mache alles sauber, schaue, welche Kleidungsstücke noch betroffen sind und wechsel sie. Bis das LiebeKind wieder komplett eingepackt und in die Schale gepackt ist, wird mir ziemlich warm.

Nebenher versuche ich zu ignorieren, wie spät es auf der Wanduhr ist. Lässt sich aber doch nicht vermeiden – 5 Minuten – Hinfahren, Parkplatz finden, Parkkarte lösen, Kind ausladen, nichts im Auto liegen lassen – wie soll das gehen?… erst Mal ruhig bleiben, sonst kann ich mich nicht aufs Fahren konzentrieren und dann wird es noch später …

Wir kommen rechtzeitig innerhalb der „familiären halben Stunde“, ernten ein wissendes Lächeln auf meine gemurmelte Entschuldigung und werden zum Glück nicht gleich wieder heim geschickt.

Vielleicht sollte es wie die akademische Viertelstunde/das akademische Viertel auch eine „familiäre Viertelstunde“ oder besser gleich eine halbe Stunde geben!

 

DUDEN: http://www.duden.de/rechtschreibung/Viertel_Stadtteil_Anteil_Bruchteil

vierter Teil einer Menge, Strecke

Beispiele

  • das akademische Viertel (Viertelstunde, um die eine akademische Veranstaltung später als angegeben beginnt)

 

Wenn wir allerdings keinen Termin haben, oder zum Beispiel ab einer bestimmten Zeit eingeladen sind, dann klappt alles wie am Schnürchen, das LiebeKind lässt sich irgendwie leichter anziehen – oder bilde ich mir das nur ein? – ich vergesse nichts, wir kommen rechtzeitig los und wir sind rechtzeitig da!

Vielleicht liegt es auch nur an meiner Einstellung: Bin ich entspannt, ist auch mein LiebesKind entspannt? – Ich kann es leider nicht sagen und hoffe weiter auf eine „familiäre Viertelstunde“ oder besser gleich eine halbe Stunde bei allen offiziellen Terminen 🙂

Späte Eltern

„Ich verstehe nicht, wie man erst mit 40 oder sogar 45 noch Eltern werden kann! Jetzt überleg‘ mal, bis das Kind in der Schule ist, sind die Eltern ja schon fast in Rente. Die Mitschüler fragen doch: „Wirst Du von der Oma abgeholt?“ Also ich würde mir das nicht antun, ich bin froh das meine vorher aus dem Gröbsten raus sind. Und die Nerven machen das doch auch nicht mehr mit. Solche Eltern betüddeln ihr Kind viel zu sehr, die haben doch ständig Angst, dass dem Kind was passiert.“

Heute fühle ich es wirklich, ich kann es richtig spüren, in allen Knochen: Ich fühle mich alt, so alt …

Wenn unser Kind in die Schule kommt, bin ich ja schon fast 50 (zumindest aufgerundet).

Und ich schaue auch oft nach unserem LiebenKind, vermutlich ziehe ich es zu warm an und nehme es zu schnell auf den Arm, wenn es weint.

Die hatten alle Recht! Wie kann man nur auf die Idee kommen in dem Alter noch Kinder zu bekommen?? Heute bin ich müde, angestrengt, bin nicht sicher, ob ich dem LiebenKind gerecht werde, gerecht werden kann … vermutlich „machen das meine Nerven nicht mehr mit“ …

Ja, wir sind späte Eltern. Unser LiebesKind wurde in unserem Leben erst spät geboren. Zu spät?

War ich nicht früher viel fitter und habe alles mit links geschafft? Alles lief ganz von selbst und jeden Morgen bin ich mit Freude aufgestanden und habe mich meinen Aufgaben gestellt! Stimmt das wirklich? Oder gab es nicht auch da schon Tage, an denen ich dachte: „Ich fühle mich soo alt, ich werde dem, was ich heute machen sollte nicht gerecht …“?

Unser LiebesKind kann anstrengend sein, unser Alltag, der jeden Tag neu organisiert werden will, kann anstrengend sein – das Leben vor unserem LiebenKind war auch anstrengend, ich kann mich nur nicht mehr so sehr daran erinnern, weil mit unserem LiebenKind jeden Tag so viele neue Erinnerungen zu meinen alten dazu kommen, so viel Neues, ich komme nicht oft dazu über das Leben vor unserem LiebenKind nach zu denken.

In einem Thread heute ging es um das Alter der Kinder in dem sie gerade besonders anstrengend sein können. In den Antworten war von Monaten bis Jahren alles vertreten. Es wird also so bleiben oder noch schlimmer 🙂

Liegt es wirklich am Alter? Oder habe ich heute einfach einen schlechten Tag? Hatte das LiebeKind einfach einen schlechten Tag?

Jedes Alter, egal ob meins oder das des LiebenKindes kann,

jede Zeit kann:

Schwierig, anstrengend, aufregend, angenehm, schön, entspannt, chaotisch, verwirrend, kräftezehrend, ausgeglichen, voller Freude, angespannt, traurig, besinnlich, erholsam, beruhigend, nervenzerreißend, schnell, strukturiert, langweilig, voller Energie, ruhig, langsam,

aber immer liebevoll sein …

 

Gibt es für Kinder einen richtigen Zeitpunkt?

Was, wenn unser Zeitpunkt genau der richtige war?

 

Wir sind glücklich, dass es das LiebeKind gibt, das es zu uns gekommen ist, gerade jetzt.

 

Ist nicht jede Zeit die richtige Zeit?

Für ein Kind, für ein neues Leben?

 

Ist nicht das Wichtigste, dass wir sagen,
dass es für uns genau so richtig ist, wie es ist?

Wichtig

Das Thema war mir besonders wichtig – es sollte ein ganz anderer Beitrag werden, aber irgendwie passte beim Durchlesen der erste Satz nicht zu Rest. Dann erkannte ich nur lauter einzelne Sätze, die für sich standen und überhaupt keine Verbindung zu den anderen hatten. Ich machte eine Pause und schaute nach dem LiebenKind.

Mir kamen plötzlich ganz andere Gedanken, die ich auch unbedingt mit in den Beitrag mit einbringen wollte. Durch die Geburt unseres LiebenKindes hat sich meine Sicht auf diese Dinge geändert. Und irgendwie passte dann die Überschrift nicht mehr …

Ich habe ihn am Ende gespeichert und einfach geschlossen. Ich hoffe, ich werde ihn noch zu Ende bringen …

Vielleicht lag es am Thema – fällt es nicht besonders schwer, bei den wichtigen Themen, die uns wirklich beschäftigen, die richtigen und passenden Worte zu finden? Wollen wir nicht bei dem, was uns besonders Wichtig ist alles richtig machen, legen besonderen Wert darauf, dass alles zusammen passt und alles stimmt?

Und verlieren dabei das eigentlich Wichtige aus den Augen?

Meine Familie ist mir wichtig, mein LiebesKind ist mir wichtig – und genau dieses Wichtige in meinem Leben bringt mich immer wieder dazu mir Gedanken zu machen: Ist alles richtig so, passt alles? Wie kann ich das Zusammenleben verbessern? Kann ich bestimmte Dinge im Haushalt optimieren? Ist unsere Wohnung ordentlich genug? Liegt schon wieder überall irgendetwas herum, das aufgeräumt werden sollte? Entwickelt sich das LiebeKind „richtig“? Biete ich ihm die richtige Umgebung, „Spielumgebung“? Sollten wir nicht öfter zusammen spielen, lesen, …? Ist auch alles kindersicher? Kann sich das LiebeKind hier ungestört entwickeln? Kann es sich das Richtige von uns für sein späteres Leben abschauen? …

Sind es wirklich die Rahmenbedingungen, die wichtig sind?

Ist es nicht eher so, das etwas ganz anderes viel mehr zählt? … als in meinem unvollendeten Beitrag die richtigen Sätze, ob alles zusammen passt? Die richtige Überschrift?

Vielleicht hatte ich für meinen Beitrag einfach noch nicht das richtige Gefühl …

Das ist es doch, was einen Beitrag richtig gut macht, ihm Leben gibt, andere anspricht, sie mit fühlen lässt, was ich eigentlich sagen möchte, sagen wollte …

Und ist nicht auch das, das wirklich Wichtige in unserem Alltag?

Das Gefühl … für einander

Gefühle wahrnehmen, beachten, achten

Gefühle zulassen … die des LiebeKindes, meine eigenen, …

auf mein Gefühl hören

mit den Gefühlen leben, sie annehmen und in unseren Alltag aufnehmen

alle Gefühle annehmen, jedes Gefühl hat seine Berechtigung und hilft

Gefühle helfen Probleme aufzudecken, Lösungen für uns zu finden

Unser LiebesKind ist noch so viel näher an seine Gefühlen, manchmal habe ich den Eindruck es besteht gerade nur aus purem reinen Gefühl. Ich hoffe ich kann sie richtig erkennen und dem LiebenKind helfen damit umzugehen. Und mich selbst auch immer wieder daran erinnern, wie wichtig sie sind.

Manchmal muss ich wohl die scheinbar wichtigen Rahmenbedingungen unseres Alltags einfach beiseite legen, schließen, wie ein PC-Programm und mich wieder auf das wirklich Wichtige besinnen, auf die Gefühle besinnen …

um beim nächsten Mal, wenn ich das Programm wieder öffne, festzustellen, das sich mancher Beitrag fast wie von alleine schreibt*

im Alltag ist es oft nicht ganz so leicht, aber vieles geht plötzlich wieder viel leichter, ergibt sich von selbst oder entwickelt sich einfach so … wie unser LiebesKind*

Mein

Mein LiebesKind, mein Kind klingt schön, aber ich benutze das Wort mein nicht so gerne … warum? Mein Sohn, meine Tochter – hört sich an, als würde mir das Kind gehören.

Mein ist ein Possessivpronomen, ein besitzanzeigendes Fürwort – mein LiebesKind ist nicht mein Besitz, es ist kein Gegenstand und ich kann nicht über es bestimmen, wie ich gerade möchte. Manchmal denke ich ja, ich könnte es 🙂 aber das LiebeKind zeigt mir, ob es dasselbe möchte wie ich, oder nicht.

In manchen Momenten ist es mir ganz klar: Die Zeit mit meinem LiebeKind ist nur geliehen … Jetzt zählt der Moment. Das LiebeKind wird größer und selbstständiger und mit jedem Entwicklungsschritt benötigt es weniger Hilfe. Irgendwann wird es auf eigenen Füßen stehen und seinen Weg gehen, den es für richtig hält, der für ihn der richtige ist. Ich kann ihm nur dabei helfen immer wieder auf die Füße zu kommen und zu gehen, weiter zu gehen.

Die Zeit, die wir jetzt haben ist ein Geschenk, das aber nicht in die Ecke gelegt werden kann – bis mehr Zeit ist, bis alles erledigt ist, bis endlich genug Zeit ist – dann ist die Zeit verstrichen und das LiebeKind wird seine Zeit nutzen, wie es möchte, es wird eigene Termine haben und eigene Dinge, die erledigt werden sollten. Die wertvolle Zeit ist jetzt.

Mein LiebesKind wird immer mein LiebesKind bleiben und ich wünsche, dass ich wirklich immer für es da sein kann, wenn es das LiebeKind braucht, möchte oder es notwendig ist. Aber ich weiß nicht, was die Zeit bringen wird und ich weiß nicht, was das LiebeKind für sich möchte.

Die Zeit, die wir jetzt zusammen verbringen, die ist wertvoll – auch wenn wir gerade „nur“ die nächste Windel wechseln oder zusammen den Boden nach dem Essen sauber machen.

Meine Zeit ist auch nicht mein Besitz, nur wenn ich sie nützen kann – lasse ich sie verstreichen, wird sie nie wieder kommen.

Meine Zeit kann ich meinem LiebeKind schenken, solange es das möchte und ich werde als Geschenk unglaublich viele wunderschöne Erinnerungen bekommen, die die Zeit überdauern werden. Und wenn ich ein wenig Glück habe, wird mein LiebeKind es auch einmal so sehen.

Mein zeigt nicht nur den Besitz an, es hat eine viel schönere Seite: Es zeigt auch eine Zugehörigkeit an. Zugehören, dazu gehören, zusammen gehören – zu mir, zu uns gehören – das fühlt sich viel schöner an J Es wäre schön, würde sich unser LiebesKind immer zugehörig zu uns fühlen, hier immer offenen Arme und ein offenes Ohr finden, sich geborgen fühlen. Auch in Zeiten in denen es mal stürmisch wird, es seinen Weg vielleicht weit weg von uns gegangen ist, immer wieder nach Hause finden zu seinen Eltern. Um aufzutanken, sich zugehörig fühlen, sich zu Hause fühlen.

Mein LiebesKind – vielleicht sollte ich dieses Wort doch mal öfter und ganz bewusst benutzen*