Aufmerksamkeit

„Der will doch nur Aufmerksamkeit!“ – ja, das möchte ich doch auch!?

„Der/Die will doch nur Aufmerksamkeit!“ – das höre ich so oft, von allen möglichen Seiten, mal betrifft es mein Kind, mal betrifft es ein anderes Kind – aber immer höre ich das eindeutige Missfallen im Tonfall, in der Stimme. So als würde der Satz eigentlich lauten: „Der will doch nur Aufmerksamkeit, pass auf, wenn Du Dich jetzt darauf einlässt, dann will er das immer wieder. Jetzt will er schon wieder Aufmerksamkeit, den ganzen Tag, geh‘ nicht darauf ein, vielleicht lässt er es dann. Wenn Du Dich jetzt um ihn kümmerst, dann wirst Du ihm das nie wieder abgewöhnen … „

Für mich ist das völlig seltsam und unverständlich – ich möchte doch auch Aufmerksamkeit!? Wenn ich etwas sage, möchte ich gerne, dass man mir zu hört, am besten aufmerksam zu hört. Wenn ich etwas für jemand anderen erledige, wünsche ich mir, das ich ein Danke oder einen anderen Kommentar bekomme, wenn ich einen anstrengenden Tag hatte, möchte ich in den Arm genommen werden, mal jammern dürfen, einen aufmerksamen Zuhörer um die Welt wieder besser zu sehen. Sollte man mir das auch mal ganz schnell abgewöhnen?

Erwarten nicht alle von meinem LiebenKind, das es ihnen jederzeit ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt? Wie oft versuchen selbst Erwachsene mit Grimassen und manchmal komisch anmutenden Verrenkungen die ganze Aufmerksamkeit unseres LiebenKindes zu bekommen. Ein Lächeln, einen aufmerksamen Blick, selbst wenn das LiebeKind gerade völlig vertieft in das Spielzeug ist, das es gerade aufmerksam befühlt und betastet. In diesen Momenten denke ich: Ist das LiebeKind weniger wichtig? Was es möchte, was es fühlt? Wenn ich ihm zusehe, mit welcher fast tiefen Aufmerksamkeit er sich einer Sache widmen kann, einen Gegenstand genau befühlen, drücken, hochheben, auch mal gegen einen anderen schlagen um zu hören, welchen Ton das gibt. Sollte diese Aufmerksamkeit einfach so gestört werden? Und muss das LiebeKind jedem zu jeder Zeit seine volle Aufmerksamkeit schenken, obwohl es, wenn es sich selbst meldet dann den Satz zu hören bekommt: „Der will doch nur Aufmerksamkeit!“?

Ich bin sehr froh darüber, dass unser LiebesKind seine ungeteilte Aufmerksamkeit für etwas oder jemanden noch nicht verloren hat.

Und ich möchte dem LiebeKind, wann immer es mir möglich ist meine ganze und volle Aufmerksamkeit schenken.

weil ich hoffe, dass es dadurch lernt, das Aufmerksamkeit etwas Besonderes und notwendiges ist, für jeden von uns

weil ich hoffe, das es sein bewahren kann, für Menschen, Dinge, Aufgaben

weil ich hoffe, das ich das LiebeKind dadurch stärken kann, dass es lernt sich selbst ernst und wichtig zu nehmen

weil ich hoffe, das es nie verlernt Aufmerksamkeit einzufordern, wann immer es nötig ist

Mir begegnen fast täglich Erwachsenen und Kinder, die so froh sind über eine kleine Aufmerksamkeit, ein liebes Wort, eine nette Geste. Jemanden, der sich Ihre Geschichte anhört und sich für sie interessiert. In meinem Beruf als Lehrerin habe ich viele, leider meist auffällige, Schüler kennengelernt, die sich fast begierig nach Aufmerksamkeit sehnen. Die, wenn man sich die Zeit nimmt ihnen zu zuhören, gar nicht mehr aufhören können, ihre Geschichte zu erzählen und die Aufmerksamkeit immer und immer wieder einfordern, die für sie so nötig ist. Die Aufmerksamkeit, die vielleicht schon so oft in ihrem Leben gefehlt hat.

 

DUDEN: Bedeutungsübersicht – http://www.duden.de/rechtschreibung/Aufmerksamkeit

  1. das Aufmerksamsein
  2. aufmerksame Art; aufmerksames Verhalten
  3. kleines Geschenk

 

Und ich möchte dem LiebenKind, wann immer es mir möglich ist meine ganze und volle Aufmerksamkeit schenken.

weil ich hoffe, das das LiebeKind, ganz angefüllt mit Aufmerksamkeit,

gerne seine Aufmerksamkeit als Geschenk an andere weitergibt, wenn diese sie benötigen

und dabei immer auch aufmerksam sich selbst gegenüber bleibt.

3 Gedanken zu “Aufmerksamkeit

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